Finkenberg - Vom Demonstrativbauvorhaben zum Sanierungsfall
Maßnahmen zur Verbesserung von Wohnen, Wohnumfeld und Infrastruktur
 

 
 

 

 
                        Die Lage des Sanierungsgebiets Finkenberg
                                     Karte
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Die Startermaßnahmen zur Verbesserung von Wohnen, Wohnumfeld und Infrastruktur basieren alle auf einem integrierten Handlungskonzept, welches als Leitfaden für die Sanierung Finkenbergs gilt.

 

 

 
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Wir befragten Frau Monika Möller, die sich seit Jahren kommunal-politisch für Finkenberg engagiert, nach der Nachhaltigkeit der
eingeleiteten Maßnahmen.

 


Mitglied des Rates der Stadt Köln für den Stadtbezirk Eil - Finkenberg - Gremberghoven

 

 
    Monika Möller1)  


Bei der Planung wurde festgestellt, dass die Hausmeister bzw. Verwalter der betreffenden Gebäude untereinander nicht vernetzt waren und autark handelten. Einziges Bindeglied zwischen den dort tätigen Personen war der Bereichspolizist. Um diesen Missstand aufzuheben, wurde eine einmalige „Hausmeister/ Verwalterkonferenz“ abgehalten. Aufgrund der hohen Dringlichkeit und den vergleichsweise geringen Kosten wurden diese sehr zeitnah umgesetzt. Die Konferenz selber sei ein  voller Erfolg gewesen und sei sehr positiv angenommen worden, so Frau Möller. Jedoch gab sie auch zu bedenken, dass die Hausmeister bzw. Verwalter nur in einem begrenzten Feld wirken könnten, welches von ihren Arbeitgebern festgelegt sei. Somit könnte man zwar Verbesserungen erreichen, jedoch das Problem selber nicht lösen. Ihrer Meinung nach sei es von hoher Dringlichkeit, die Eigentümer der Immobilien an einen Tisch zu holen. Jegliche Versuche dies zu erreichen seien aber in der Vergangenheit gescheitert.
Ein weiteres Problem ist die hohe Mieterfluktuation. Um dieses Problem zu bekämpfen, hat man versucht „stabile“ Mieter in das Wohngebiet ziehen zu lassen. Gleichzeitig wollte man die Probleme, die zum Wegzug führten, bekämpfen.

Diese Maßnahme sei, nach der Meinung von Frau Möller, nur zum Teil erfolgreich gewesen. Man hätte es zwar geschafft einige „stabile“ Mieter in das Gebiet ziehen zu lassen, jedoch sind viele der Wohnungen sogenannte „Zwangswohnungen“, welches die Umsetzung erschwert. Diese „Zwangswohnungen“ werden von der Stadt gemietet, was ein sehr sicheres Einkommen für die Vermieter bedeutet und dementsprechend beliebt ist und werden dann an sozial schwach stehende Menschen gegeben. Frau Möller sagte des Weiteren, dass es mittlerweile weitaus mehr dieser Wohnungen gäbe als dies zu Beginn des Demonstrativ Bauvorhabens geplant war und auch für „verkraftbar“ gehalten wurde. In diesem Punkt verfolgt man heutzutage eine andere Strategie, die vorsieht, dass problematische Einwohner dezentralisiert wohnen.

Ein weiteres Problem sind die Eigentümer, da sie oft Kosten scheuen, um die Probleme, die zum Wegzug führen, zu beheben. Da der Großteil der Wohnungen vermietet ist, sind die Eigentümer auch nicht gezwungen zu renovieren oder sonstige Verbesserungen in Angriff zu nehmen.

 

 

 
                        Das Sanierungsgebiet Finkenberg
                                   Karte
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In diesem Zuge muss man aber auch ein positives Beispiel nennen. So hat die Sahle GbR mit Städtebauförderungsmitteln und Eigenmitteln das private Wohnumfeld, den Freizeitwert und die Naherholung in der Stresemannstraße 12-34 verbessert. Nachdem das Gebäude von 1998 bis 1999 umfassend modernisiert wurde, folgte die Neugestaltung der Außenanlagen unmittelbar darauf. Man legte schöne Grünanlagen und einen Teich an. Befürchtungen, dass der Teich durch Vandalismus zerstört bzw. als Müllhalde benutzt würde, erwiesen sich als falsch. Dadurch hat sich das Wohnumfeld stark verbessert. Allerdings ist die durch die Modernisierung erhoffte Initialwirkung ausgeblieben. Obwohl man den anderen Eigentümer hohe Unterstützung versprach, waren sie nicht bereit das Wohnumfeld und die Gebäude zu sanieren. Erschwerend kam hinzu, dass die Eigentümer einiger Gebäudekomplexe Insolvenz anmelden mussten und dadurch etwaige Investitionen nicht getätigt werden konnten.
Um den vielen Jugendlichen in dem Stadtgebiet Freizeitangebote und ein Ventil in Form von Krafttraining und Kampfsport zu geben, wurde beschlossen eine Anlieferzone im Untergeschoss zu einer Sportstätte umzubauen. Träger war der „Henry Maske Fonds“. Allerdings gab es Schwierigkeiten bei der Umsetzung, so dass der Henry Maske Fonds nun die Finkenberg Schule mit Ausrüstung für Sporttraining unterstützt.
Des Weiteren hat man eine Potenzialanalyse für ein Einkaufszentrum bei Marktforschern in Auftrag gegeben. Um unter anderem den Umsatz in der Einkaufsstraße von Finkenberg zu verstärken und gleichzeitig die Attraktivität des Stadtgebiets zu erhöhen, beschloss man einen Supermarkt zu bauen. Der Bau geht mittlerweile seinem Ende entgegen und man erhofft sich eine Aufwertung des Stadtteils davon.
Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei der generellen Umsetzung der Startermaßnahmen starke Schwierigkeiten gab.
 

 

 

 
                        Die verschiedenen Sanierungsgebiete
                                   Karte
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Die aufgezeigten Maßnahmen sind Teil eines insgesamt 12 Startermaßnahmen umfassenden Programms, wobei in diesem Text nur die ersten 7 Startermaßnahmen unter den Gesichtspunkten von Wohnen, Wohnumfeld und Infrastruktur berücksichtigt wurden.2) Diese sind jedoch über die Dauer von 9 Jahren entstanden. Dies zeigt auf, dass die Umsetzung nur langsam und schleppend voranging. Gründe dafür sind zum einen der ständige Geldmangel der Stadt Köln, welcher durch den Einsturz des Stadtarchivs 2009 noch verstärkt wird, sowie die Umorganisation der kommunalen Verwaltung 2001 und die daraus resultierende Personalknappheit.3) Noch vor dem Einsturz des
Kölner Stadtarchivs, dessen Wiederaufbau vermutlich aus öffentlichen
Mitteln bezahlt werden muss,4) berichtete der Kölner Stadtanzeiger
im Januar 2009 unter dem Titel "Finkenberg soll schöner werden", dass
Finkenberg 2010 umgestaltet werden sollte.5)

Die schwache bzw. nicht vorhandene Infrastruktur im Bereich der Jugendarbeit wiegt besonders in einem Stadtteil wie Finkenberg, in dem 33,7 % der Bewohner unter 25 sind, sehr schwer. Die Jugendeinrichtung, die seit 1970 in Aussicht steht, ist immer noch weit davon entfernt realisiert zu werden, obwohl sie in den Startermaßnahmen aufgeführt ist und diese Einrichtung sehr wichtig für den Stadtteil Finkenberg ist.6)

Hier kann meines Erachtens auch die Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten ansetzen. Hier müssten Grundsätze des Solidarprinzips anwendbar sein (Kapitel IV) . Man kann von Jugendlichen nicht erwarten, dass sie sich selber Räumlichkeiten mieten bzw. schaffen, in denen sie dem Recht nach Versammlungen nachkommen. Somit fällt diese Aufgabe der Stadt zu, welche dafür Sorge tragen muss, dass die in der Menschenrechtskonvention unterzeichneten Rechte für jeden gelten. Das bedeutet, dass die Stadt verpflichtet ist, Räumlichkeiten für Jugendliche bereitzustellen.7)

 

 

 

 
                Arbeitssitzung mit Frau Möller im Erdkunderaum des
                      Maximilian-Kolbe-Gymnasiums Herbst 2009
 

 

Thomas Krug




Quellen:

1)  Informationen über Frau Möller
    
    Biografische Daten:

    1943 in Koblenz geboren
    1959-62 Kaufmännische Lehre nach dem Besuch von Volks-
    und   Handelsschule
    seit 1966 verheiratet, 2 Töchter
    1975 über den Zweiten Bildungsweg erworbene Hochschulreife
    1976 Aufnahme des Studiums für das Lehramt für die Fächer Kath.
    Religion und Sozialwissenschaften an der Uni Köln
    1981 Erste Staatsprüfung, 1984 Zweite Staatsprüfung und Tätigkeit
    als Lehrerin an verschiedenen Schulen

    Arbeitsschwerpunkte:

    Engagement im Bereich Christlich-Jüdischer Dialog und
    Deutsch-Israelische Beziehungen und der Städtepartnerschaft
    Köln - Tel Aviv-Yafo,
    seit 1991 stellv. Vorsitzende des OV Eil-Finkenberg,
    Gremberghoven, Delegierte UB,
    seit 1994 Mitglied der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln
    Einsatz für Sanierung Finkenbergs und Einrichtung eines neuen
    Zentrum für Kinder und Jugendliche

2)  Das Handlungskonzept von 2001 sah dazu "Arbeitsblätter"
     vor. Beispielhaft stehen folgende Arbeitsblätter zum Download
     bereit:
     - Arbeitsblatt "Kinder und Jugend"
     - Arbeitsblatt "Wohnen"
     - Arbeitsblatt "Wohnumfeld und Infrastruktur"

3)  Beispielhaft sind einige Sitzungsprotokolle aufgeführt, aus denen
     ersichtlich ist, wie viele Dienststellen zu beteiligen sind und
     welche Zeiträume für die Entscheidungsprozessen benötigt
     werden:
     - Regionalrat bei der Bezirksregierung Köln 4.4.2008
       Abwicklung des Stadterneuerungsprogramms
     - Sitzung der Protokollsteuergruppe zur Einrichtung eines
       Jugendzentrums in Finkenberg vom 19.5.2008
     - Sitzung der Protokollsteuergruppe zur Einrichtung eines
       Jugendzentrums in Finkenberg vom 17.9.2009

4)  Einsturzkosten von 1 Milliarde können am Bürger hängen
     bleiben - Stadtarchiv nur unzureichend versichert,
     KStA 31.12.2009, S. 1


5)  Finkenberg soll 2010 schöner werden,
     KStA Januar 2009


 6) Welcher Aufwand betrieben werden muss, um ein sportbezogenes
    Jugendsozialprojekt "Körbe für Köln e.V." im Stadtteil Finkenberg
    durchzuführen, kann man auf der Webseite der Bundestransferstelle
    "Soziale Stadt" nachlesen. 


       Projektbeschreibung "Körbe für Köln" [pdf]


7) Im Hinblick auf die Menschenrechtskonvention muss auch
    die Kinderarmut in Finkenberg gesehen werden.


       Handlungskonzept gegen Kinderarmut
            Internetinformation des KStA vom 16.4.2009 [pdf]