Bis in die Mitte des 19.
Jahrhunderts hatte die jüdische Gemeinde in
Porz-Zündorf keine Synagoge, sondern verfügte
lediglich über einen Betraum. Er war 1713 in dem
Haus von Andreas Salomon eingerichtet worden und
wurde bis 1865 genutzt. Nachdem dieser einfache
Betsaal den Besuchern der Gottesdienste nicht mehr
ausreichte, bat man 1878 den Bürgermeister von Wahn,
Ottersbach, den durch Kultusabgaben allein nicht zu
finanzierenden Neubau der Synagoge durch zusätzliche
Gelder zu ermöglichen.
1880 wurde mit dem Bau der Synagoge in der
Hauptstraße 68 begonnen. Das Gebäude trägt heute die
Hausnummer 158. Der massive Ziegelsteinbau wurde
1882 fertig gestellt und am 18./19. August des
selben Jahres durch den Rabbiner Plato eingeweiht.
In einem zeitgenössischen Bericht über die
Einweihungsfeierlichkeiten heißt es: "Freitag und
Samstag, den 18. und 19. August, feierte Zündorf ein
Fest, das noch lange in der Erinnerung der
Betheiligten bleiben wird, nämlich die Einweihung
einer neuen Synagoge. Freitag Nachmittag begann dem
Programme gemäß die Feier. Nachdem in der alten
Synagoge das Minchagebet verrichtet worden war und
der Herr Lehrer Wertheim in Vertretung des Herrn
Rabb. Dr. Plato in Köln einige von Herzen kommende
und zu Herzen gehende Worte gesprochen hatte, setzte
sich der imposante Zug durch die festlich
geschmückten Straßen in Bewegung. An der neuen
Synagoge angelangt, gab der Bürgermeister bei der
Übereichung des Schlüssels der Hoffnung Raum, daß
das Gotteshaus eine Stätte des Friedens werden
möchte." (1)

Hier die geografischen Koordinaten:
Länge: 50°52'9.41"N
Breite: 7° 2'43.53"E
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Das Foto zeigt die rückwärtige Seite des
Ziegelsteinbaus. Erkennbar sind zwei -
möglicherweise rundbogige - Fenster mit waagrechtem
Sturz im Mauerbau. Eingelassen waren rechts und
links zwei kleine Okuli in der Höhe der
Fensterbögen. Direkt neben dem Nachbarhaus ist ein
weiteres Rundbogenfester zu erkennen: "Das Gebäude
lag hinter einem Fachwerkhaus, das nicht der
jüdischen Gemeinde gehörte, und war durch einen
schmalen Gang zu erreichen. Auf der zum Hof
gelegenen Giebelseite war links die zweiflügige Tür
mit hochbogigem Oberlicht sowie ein Vorraum." (2)
Über die Ausgestaltung des Innenraums der Synagoge
ist nichts überliefert.
Am 9.02.1938 wurde die Synagoge gegen den Willen der
jüdischen Bevölkerung an Peter Scheidt verkauft, der
neun Tage später einen Bauantrag zum Umbau in ein
Wohnhaus stellte. Nach der erfolgreichen
polizeilichen Vorprüfung am 25.02.38 stimmte auch
der Bürgermeister dem Bauvorhaben zu und setzte sich
somit absichtlich über die gegensätzlichen
Forderungen der jüdischen Bürger hinweg. Nach der
Zustimmung des Landrats des Preußischen
Staatshochbauamtes wurde am 17.03.1938 der Bauschein
ausgestellt und die nur 56 Jahre alte Synagoge zu
einem Wohnhaus umgebaut.
Eine Gedenktafel ist am Gebäude der ehemaligen
Synagoge nicht angebracht worden.
Quellen: Die Synagoge in Porz-Zündorf
Übersichtskarte:
Synagogengemeinden
auf dem Gebiet des heutigen NRW bis 1945
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in
Zündorf
Bauakte A30b 0 350
Akten
betr. Bauausführungen Grundstück Flur Porz 670/229 [StA Porz]
18.02.1938: Bauantrag
Umbau der Synagoge zu einem
Wohnhaus [StA Porz]
<Seite 1>
<Seite 2>
08.03.1938: Bauamt der Gemeinde Porz
Einverständniserklärung
des Nachbarn zum Umbau [StA Porz]
10.03.1938: Antrag an das preußisches
Staatshochbauamt
Befreiung von den Auflagen der
Bauordnung [StA Porz]
<Seite 1>
<Seite 2>
<Seite 3>
17.03.1938: Rheinisch-Bergischer Kreis
Befreiung
von den Auflagen der Bauordnung [StA Porz]
17.03.1938: Rheinisch-Bergischer Kreis
Bauscheinerteilung an
Peter Scheid [StA Porz]
<Seite 1>
<Seite>
Sekundärliteratur
(1) Feuer an Dein
Heiligtum gelegt. Zerstörte Synagogen 1938, NRW,
Bochum 1999 Kamp-Verlag, ISBN 3-89709-200-X
(2) Ebd.