Der Bau der Synagoge in Zündorf
 

Seit 1871 wurde dieser Betsaal zu klein, weil aus dem Krieggefangenenlager in der Wahner Heide jüdische Kriegsgefangene zum Gottesdienst geführt wurden. Die Einnahmen aus der Kultusabgabe reichten jedoch nicht aus, um einen Neubau zu finanzieren. Deshalb wurde 1878/79 der Bürgermeister von Wahn, Ottersbach, gebeten, zusätzliche Gelder zur Verfügung zu stellen.

Das Grundstück in Niederzündorf, auf dem die Synagoge gebaut werden sollte, wurde vor dem Notar Wagner zu Mühlheim/ Rhein von den beiden Handelsleuten Lazarus Meyer und Simon Salomon an die Spezial-Synagogengemeinde im November 1883 verkauft. Um die laufenden Kosten abzudecken, nahm die Spezial-Synagogengemeinde einen Kredit von 1400 Reichsmark auf, der das Synagogengrundstück belastete. Die Zündorfer Pfarrchronik berichtet, dass der Neubau der Synagoge schon 1880 in Angriff genommen worden ist. Laut Beschreibung vom 15. Februar 1938 handelte es sich um ein massives Ziegelsteingebäude. In der Zündorfer Pfarrchronik steht eine Eintragung von 1882, die besagt, dass die Synagoge fertig gestellt sei. Der Rabbiner Plato hatte mit einem umfangreichen Programm zur Weihfeier am 18. August eingeladen. Die Feier verlief ohne Komplikationen, die Juden hatten ihre Häuser beflaggt; vereinzelt hingen auch aus Häusern von Christen Fahnen, unter denen der Zug vorbei ging. Nachdem der Zug bei der Synagoge angekommen war, überreichte der Bürgermeister einem Mann, der gerade zum Rabbiner ausgebildet wurde und die Weihfeier leitete, den Schlüssel, um die Synagoge zu öffnen.


Hier die geografischen Koordinaten:
Länge: 50°52'9.41"N
Breite:   7° 2'43.53"E

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Diese Eintragung in der Zündorfer Pfarrchronik spiegelt aber auch Vorbehalte und Toleranz der christlichen Bevölkerung gegenüber der jüdischen Gemeinde wider: zum einen habe der Umzug der jüdischen Gemeindemitglieder den Eindruck erweckt, dass sie „alten und veralteten Plunder, neu aufgefirnißt und öffentlich gezeigt“ hätten, zu anderen hätten aber manche Nichtjuden an den jüdischen Feierlichkeiten teilgenommen.

Die erste Bar-Mizwa-Feier hat in der neuen Synagoge zu Zündorf 1883 stattgefunden: der 13jährige Isidor Tobias wurde als vollgültiges Mitglied in die Synagogengemeinde aufgenommen.

Bei der am 6 . Dezember 1899 um 11 Uhr vormittags stattgefundenen Neuwahl wurde Elias Kaufmann
zum Vorsteher der Spezial-Synagogengemeinde Mülheim /Rhein gewählt. Dieses Amt hatte er bis zum 31.12.1906 inne.