Finkenberg, schon seit langem
als Problembezirk gebrandmarkt, soll nun anhand der in den
anderen Beiträgen dargestellten Pläne saniert und zu einem
ansprechenderen Wohnviertel umgestaltet werden, in dem
Anwohner wieder schön und vor allem sicher ihren Wohnsitz
haben können.
Spricht man von der
Zukunftsfähigkeit von Porz-Finkenberg, so hat die
Verbesserung der sozialen Struktur oberste Priorität bzw.
ist das Hauptziel (so Frau Monika Möller- eine engagierte
Frau, die seit 1994 für die SPD im Kölner Stadtrat sitzt).
Diese Veränderungen beinhalten viele kleinere Schritte,
einer dieser Schritte ist die Arbeit der 30-40
ehrenamtlichen Helfer für das Porzer Stadtviertel. Deren
Hilfe zeigt sich bei Arbeitslosenprojekten, Nachhilfe,
Suppenküchen und Rechtsfragen, insgesamt soziale Netzwerke
genannt. Ein konkretes Netzwerk bildet die Kompetenzagentur
Porz mit der Agentur für Arbeit Köln, dem Amt für Kinder,
Jugend und Familie der Stadt Köln, dem Schulamt für die
Stadt Köln und den Haupt-, Förder- und Gesamtschulen, sowie
dem Berufskolleg im Bezirk Porz zusammen.
Eine weitere Zusammenarbeit ist durch die Firma „Ökotek“
gegeben, die von Schülern der Lise-Meitner-Gesamtschule Köln
Porz 2003 gegründet wurde. „Glas 21“ heißt das Projekt, das
von "Ökotek" in Kooperation mit dem weltbekannten
Glashersteller „SAINT-GOBAIN GLASS DEUTSCHLAND“ geführt
wird. Themen dessen sind Klimaschutz und Energiesparen.
Zusätzlich helfen drei Streetworker den Porzer Jugendlichen,
die von der Stadt für ihre Hilfe bezahlt werden. Treffpunkt,
um Probleme zu besprechen, kann hierbei das Jugendzentrum
sein.
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Der
Erdkunde-Grundkurs auf Exkursion mit Herrn Nahrwald
vom Stadtteilbüro durch das Sanierungsgebiet
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Weitere Angebote für Jungendliche und Kinder, die in eigenen
Räumlichkeiten bereitgestellt werden sollen, sind ebenfalls
dafür prädestiniert, das Gewaltpotential der Jugendlichen
und auch der kleineren Kinder, das jetzt noch vorhanden ist,
zu minimieren, wenn diese eine Beschäftigung haben, in der
sie sich in ihrer Freizeit sinnvoll betätigen können. Schon
alleine wenn diese Jugendgeneration eine Möglichkeit hat,
von der Straße wegzukommen, nicht nur sinnlos herumzulungern
sondern, im besten Fall, etwas zu lernen, auf eine
Ausbildung hinzuarbeiten, ist das ein großer Schritt in die
richtige Richtung. Auf diese Art und Weise würde in der
Zukunft das Klima des Bezirkes sich wieder zum Positiven hin
verbessern, die Arbeitslosigkeit wird sinken, wenn die
jugendlichen Schulabgänger Möglichkeiten und Hilfestellung
zur Suche eines Ausbildungsplatzes haben.
Die Sanierung des Wohngebietes hat eine wesentliche
Schlüsselfunktion. Gelingt es, das Wohnangebot und die
Umgebung attraktiver zu machen, werden auch Menschen aus
solchen sozialen Schichten zurückkehren, die vorher
Finkenberg den Rücken gekehrt haben. Damit besteht ernsthaft
eine Chance, einen besseren "Bevölkerungsmix" zu erzielen.
Anwohner mit Arbeit haben häufig eine andere Lebenshaltung,
als diese, die auf Arbeitslosengeld angewiesen sind. Ihre
Zufriedenheit mit Leben und Wohnsituation ist in erheblichem
Maße höher als die von Arbeitslosen Anwohnern und durch
diese Zufriedenheit kann ein besseres Wohnklima und ein
harmonischeres Zusammenleben in einem Bezirk ermöglicht
werden.
All diese Punkte machen ein
Leben auf sozialer Ebene attraktiver und leichter. Schaut
man jetzt jedoch auf das Wohnumfeld vor einem ökologischen,
sowie ökonomischen Hintergrund, so gibt es dort schwieriger
zu lösende Probleme.
Die neu gesteckten Ziele zur Verbesserung des Wohnumfeldes
waren / sind die Sanierungen einiger Häuser und die
Verschönerung des Stadtbildes. Für die Maßnahmen braucht man
Geld. Da bekanntermaßen überall das Geld knapp ist, wurde
versucht, Fördergelder zu erlangen. Diese zusätzlichen
Finanzmittel gab es dann nach den obligatorischen
vorbereitenden Untersuchungen. Allerdings fielen diese
geringer aus, als erhofft, was zum Teil damit zusammenhängt,
dass der Sanierungsrat 2001 Köln Porz keine Mehrheit für
Sanierungen fand. Dadurch wurden weniger Landesmittel als
gedacht ausgehändigt. Geld gab es jedoch darüber hinaus von
der EU. EU – und auch Bundesgelder flossen dank der
LOS-Projekte.
Mit diesem Geld sollte bzw. soll die Erneuerung weg von
Übergangshäusern, die ursprünglich Mustersiedlungen waren
und als vorbildlich gegolten hatten, finanziert werden.
Darüber hinaus wurde die Dezentralisierung von sozial
schwierigen Familien in Angriff genommen. Man plante, dass
man pro Hochhaus etwa zwei Problemfamilien unterbringen
könnte. „Dieses Ziel ist jedoch nicht erreichbar, da es zu
viele Flüchtlinge, etc. gibt“, so Frau Monika Möller.
Der Umbau der vielstöckigen
Hochhäuser zu solchen mit wenigen Stockwerken wird, so die
Planung, eine Verbesserung der Übersicht und des Wohnklimas
zur Folge haben. Der Wert der Wohnungen wird, ausgelöst
durch weniger vorhandene Leerstände in den Häusern, steigen,
schon allein durch das verminderte Gewaltpotential durch
bessere Nachbarschaftsverhältnisse.
Auch das Äußere der Häuser soll renoviert werden. Die daraus
resultierenden Auswirkungen für die Zukunft des Bezirkes
werden, so wie auch der Rückbau der Stockwerke, positiv
ausfallen, denn auch eine ‚schönere‘ Umgebung ist durchaus
schlagkräftig für das Wohnklima und die Zufriedenheit der
Anwohner.
Das Ausbauen der Umgebung,
mit integrierten Parkanlagen und Spielplätzen als
Ausweichmöglichkeit für Kinder, außerhalb der Wohnungen
tragen ebenfalls zu einem besseren Zusammenleben bei. In den
Außenanlagen können nun soziale Kontakte untereinander
geknüpft werden und in der schöneren Umgebung können die
Menschen das auch tun, ohne die ganze Zeit an ihre
bescheidene Wohnsituation erinnert zu werden.
Moderne Wohnungen werden
junge Familien anziehen, die zu moderaten Preisen dort
einziehen und von den neu eröffneten Möglichkeiten für
Kinder profitieren, wie zum Beispiel einer neuen KiTa und
dem geplanten Spielplatz in der Umgebung.
Durch die sinkenden
Arbeitslosenzahlen und Konflikte in Finkenberg kann auch
ermöglicht werden, dass der Ruf des Bezirkes sich wieder
bessert. Zwar ist es immer nicht leicht einen angeschlagenen
Ruf wieder zu korrigieren, doch müsste es möglich sein in
unserer Stadt genug tolerante Menschen zu finden, die sich
davon überzeugen können, dass sich etwas geändert hat in dem
‚Problembezirk‘. Ist das einmal geschafft, so ist die Bahn
frei für eine neue Zusammenarbeit der Bürger, den Bezirk
weiter zu verbessern, weiter in das gesamte Stadtbild zu
integrieren und wieder als vollwertige Wohngegend anzusehen,
nicht mehr als den "Randbezirk", dessen Titel Finkenberg
bisher inne hat. Natürlich müssen auch die Zeitungen ihren
Teil dazu beitragen und die reißerischen Artikel durch
solche ersetzen, die die positive Entwicklung der Gegend
hervorheben, damit auch größere Massen von Menschen erreicht
und informiert werden können über die Geschehnisse in den
weniger beliebten Gegenden Kölns.
Wie die Bilder in den anderen
Beiträgen deutlich zeigen, ist viel zu tun, um diese Pläne
tatsächlich in die Tat umzusetzen und natürlich wird es kein
Vorgang sein, der innerhalb weniger Wochen zu beenden ist.
Es ist eine Entwicklung über viele Jahre, die angestrebt
wird.
Wenn nicht irgendjemand beginnt, wird sich auch nie etwas
ändern, nach dieser Devise muss gehandelt werden. Wenn man
das nicht schafft, so kann auch in der Zukunft der
Problembezirk Finkenberg niemals wieder vollkommen in die
Stadt integriert werden. Immer werden die dort ansässigen
Bürger zu Außenseitern diffamiert werden und irgendwann
werden die Probleme des Bezirkes die Überhand gewinnen und
sich auf die umliegenden Wohngegenden ausbreiten. Lässt man
es soweit kommen, so wird das Viertel ‚untergehen‘ und
Konflikte und Gewalt in die ganze Stadt ausdehnen, was
unmöglich das Ziel sein kann.
Schafft man es aber, das
Gebiet hinreichend zu sanieren und in einem langen Prozess
die Bürger wieder dazu zu bringen, sich gegenseitig und die
Bürger der umliegenden Gebiete zu akzeptieren, so kann sich
das Klima des Gebietes, so wie auch sein Ruf drastisch
bessern. Die Lebensqualität der Einwohner kann um ein
Vielfaches gebessert werden und der ‚Schandfleck‘ als der
Finkenberg heute oft bezeichnet wird, kann aus Köln entfernt
werden, wobei natürlich das Wohl und die Interessen der
Anwohner im Mittelpunkt unseres Interesses stehen sollten.
Die Stadt Köln versucht sehr
viel, um dem Stadtviertel ein neues Image zu verpassen,
jedoch stellen sich viele Eigentümer dagegen. Manche sind an
einer Verbesserung der Lage nicht interessiert und kommen
ihrer Verpflichtung nicht nach, weswegen das Ordnungsamt
teilweise sogar einschreiten musste.
Auch wird die Versteigerung
von 520 Wohnungen in 17 Mehrfamilienhäusern am 4.12.2009
z.T. sehr kritisch gesehen.1)
Alles in allem lässt sich
sagen, dass es mit dem Stadtviertel Porz-Finkenberg bergauf
geht, auch wenn es noch gilt einen steinigen Weg zu
meistern. Viele Ansätze und Konzepte liegen bereit und sind
da; jetzt geht es „nur“ noch an deren gute Umsetzung.
Quellen
1)
Zeitungsartikel zur Versteigerung am 4.12.2010:
KStA 07.05.2009: Sanierung gerät ins Stocken [pdf]
KStA 04.12.2009: Futter für die Heuschrecken? [pdf]
KStA 04.12.2009 (online): Berliner Talus GmbH erwirbt 17
Häuser
Porz am Montag, 26.04.2010: Runden Tisch für Finkenberg
gefordert [jpg]
Porz
am Montag, 26.04.2010: CDU: Warum hat sich die SPD
nicht für den Kauf der Wohnungen eingesetzt? [jpg]