Finkenberg - Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Situation
Religionsgemeinschaften in Finkenberg
 


Laut DBK (Deutsche Bischofskonferenz), EKD (Evangelische Kirche Deutschland) und REMID (Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst) ist die Verteilung der Religionen Christentum (unterteilt in evangelisch und katholisch), Judentum und Islam in Deutschland wie folgt aufgeteilt. Der Römisch-Katholischen Kirche gehören deutschlandweit rund 25.176.517 Mitglieder an, das sind etwa 30,70% der deutschen Bevölkerung (Stand 2008, DBK).
Die Evangelischen Landeskirchen zählen 24.832.110 Mitglieder, was etwa einen Prozentsatz von 30,20% der Bevölkerung ausmacht (2007, EKD).
Dem Islam gehören in Deutschland etwa 3.500.000 Gläubige an, das sind ca. 4,26% der Gesamtbevölkerung Deutschlands (2008, REMID).
Zum Judentum bekennen sich in Deutschland ca. 200.000 Mitgliedern, etwa 0,24% der Bevölkerung (2005, REMID).

In Köln bietet sich ein ähnliches Bild der religiösen Vielfalt.

Die in den 70er Jahren betriebene Wohnungsverteilung, nämlich die konzentrierte Ansiedlung von Migranten, z.B. Asylanten, im „Demonstrativbau-Bauvorhaben“ Finkenberg hat zur Folge, dass dort auch heute noch der Anteil an Haushalten mit Migrationshintergrund (etwa doppelt so viele wie im gesamten Raum Köln) groß ist.

Um der dort herrschenden Arbeitslosigkeit (darunter auch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit), Jugendkriminalität und Isolation innerhalb der Wohnblöcke und Befremdlichkeit zwischen den vielen verschiedenen Kulturen und Religionen entgegen zu wirken, gibt es neben städtischen und privaten Hilfsangeboten auch Angebote der Gemeinden, direkt vor Ort in Finkenberg oder auch im naheliegenden Porz. Darunter fallen die Kirchen, die Mevlana-Gemeinde und die Synagogen-Gemeinde Köln.

Angebote seitens der Glaubensgemeinschaften gibt es viele.

Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche ist in Finkenberg sozial engagiert. Die evangelische Hoffnungskirche, die sich in der Theodor-Heuss-Straße befindet, bietet Jugendlichen aus Finkenberg zwei Mal in der Woche einen regelmäßigen Jugendtreff. Zudem verfügt die Kirche über den sogenannten "Eine-Welt-Laden", der den Bürgern jeden 1. und 3. Dienstag eines Monats Fairtrade-Produkte aus verschiedenen Sparten anbietet. Zeitgleich öffnet das "Eine-Welt-Café" seine Pforten. Jeden 1. und 3. Donnerstag werden Schulgottesdienste abgehalten.

   
                 Die Hoffungskirche in Finkenberg1)  


Auf Initiative des ortsansässigen Pfarrers Siegfried Bowien findet jeden Mittwoch eine Mittagsspeisung in den Räumen der Kirche statt, die nicht nur die Menschen satt machen, sondern auch deren Gemeinschaftsgefühl stärken soll. Denn Finkenberg ist "ein Veedel, in dem man gerne zusammenlebt", so Bowien.
Eine bessere Pflege der Häuser und ihrer Umgebung durch ihre Eigentümer wäre dem Pfarrer zufolge aber durchaus wünschenswert.

Die Gemeindearbeit der katholischen Kirche in Finkenberg übernimmt die Maximilian-Kolbe-Gemeinde, deren Pfarrbüro in der Lütticher Straße ansässig ist. Die Gemeinde ist Kooperationspartner des Bürgerzentrums in Finkenberg und Träger der "Offenen Tür Arche Nova", welche vom Sozialdienst Katholischer Männer Porz geleitet wird. Die Arche Nova ist die neue Bezeichnung des Jugendzentrums, welches sich in der Theodor-Heuss-Straße befindet. Das überwiegend kostenlose Angebot der Einrichtung reicht von der Freizeitgestaltung über Sprachtraining bis hin zum Streetworking, welches eine Anlaufstelle für sämtliche Probleme der Jugendlichen vor Ort ist.
Auch die Kindertagesstätten St. Maximilian Kolbe und St. Fronleichnam, die sich auf dem Gebiet Finkenbergs oder in der nahen Umgebung befinden, werden von der katholischen Gemeinde getragen.
Das Familienzentrum der Maximilian-Kolbe-Gemeinde ist durch das Land Nordrhein-Westfalen zertifiziert und seit 2008 durch das Erzbistum offiziell anerkannt. Es ergänzt das Tagesstättenangebot durch weitreichende Angebote, vor allem in den Bereichen Familie und Erziehung. Dazu gehören unter anderem Sprach-, Integrations- und Eltern-Kind-Kurse, Familien-, Lebens- und Schuldnerberatungen, eine Beratungsstelle für Frauen sowie seelsorgliche Begleitung.
 

   
       Mevlana Moschee, Bahnhofsstr. Porz1)  

Die Mevlana Moschee liegt in der Bahnhofsstraße in Porz, und ist daher auch für Gläubige aus Finkenberg gut zu erreichen. Da dort alle muslimischen Menschen beten können, seien es Schiiten, Sunniten oder Alleviten, ist sie ein Treffpunkt für Menschen vieler Nationalitäten. Die Gemeinde zählt 290 eingeschriebene Mitglieder.
Zu den Angeboten zählen neben einer Bücherei und einem Lebensmittelladen auch Schulungsräume, in denen vor allem Deutschunterricht stattfindet.
Zurzeit wird neben dem alte Moschee-Gebäude mithilfe von Spendengeldern von rund 1,5 Millionen Euro ein neues Gemeindehaus errichtet.2) Es wird voraussichtlich ein dreigeschossiges Gebäude, das ein Café, eine Küche, eine Bücherei, Sozial- und Unterrichtungsräume sowie einen Gebetsraum für ca. 500 Menschen beherbergen wird.

 

  Auch seitens der Synagogen-Gemeinde Köln gibt es etliche Angebote.  

Für 800 in Porz lebende Gemeindemitglieder errichtete man 2004 ein Begegnungszentrum in Porz, Ecke Theodor-Heuss-Straße/Humboldtstraße, also mitten in Finkenberg.

   
              Ausstellung der "Jüdische Friedhof" im
                       Begegnungszentrum Porz1)
 

Das Begegnungszentrum wurde zum größten Teil auf Migranten ausgerichtet und bietet daher viele Angebote in Form von sozialer und psychologischer Beratung, es gibt eine sogenannte „Integrationsagentur“, Sprachkurse, in der eigenen Synagoge finden Gottesdienste statt, es gibt Tischtennistreffen für Jugendliche, Informationsveranstaltungen, unterschiedliche kulturelle Aktivitäten und eine Bücherei mit Büchern in verschiedenen Sprachen (russisch, hebräisch, deutsch).
Im Jahre 2006 wurde das Porzer Begegnungszentrum als ein „Interkulturelles Zentrum“ anerkannt und steht als Zeichen für „Verständnis und Respekt zwischen einheimischer Bevölkerung und Zugereisten“.




Quellen:

1)  Fotos von © Dominik Neumann, Jochen Hindrichs, Sonja
     Woywood
, 2009

2Die von der rechtspopulistischen Bürgerbewegung "Pro-Köln"
     unterstellte generelle Ablehnung von Moscheebauten, so
     auch in Porz - ist so nicht nachvollziehbar.

    Allerdings ist es so, dass
auch Vertreter einiger etablierter
Parteien, z.B. der ehemalige Bezirksbürgermeister Horst Krämer (CDU), dafür eintreten, dass der Kuppelbau die vorgeschriebene Höhe nicht um ca. 1,50 m  übersteigt.

Derzeit sind die Arbeiten am Moscheebau wegen eines Baustopps aus diesen Gründen unterbrochen.

 
 

Entsprechend hat es im Gegensatz zu anderen Stadtteilen Kölns und anderen Städten im Bundesgebiet keine Plakatierungen in
Finkenberg mit der Anti-Koran-Propaganda des Vereins "Pax Europa" gegeben.

   
  Derartige Plakate wurden in Köln-Ehrenfeld, Nippes und Bicken-
dorf geklebt, aber nicht in Porz.
 

 

    Zusammenarbeit statt
Ausgrenzung:

Seit 1975 beteiligen sich alle Religionsgemeinschaften in Porz an der "Interkulturellen Woche", die seit 1975 für die ausländischen Mitbürger in Köln stattfindet.

  Programm 2008