Finkenberg - Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Situation
Angebote für ältere Menschen
 


Bei dem Projekt Stadterneuerung in Porz-Finkenberg, welches unter Berücksichtigung des Maßnahmen des Bundesprogramms "Soziale Stadt" durchgeführt wird, liegt der Schwerpunkt nicht nur bei der Stadtsanierung selbst, sondern auch bei der Verbesserung des sozialen Umfelds durch ausreichende Angebote für verschiedene Altersgruppen.

Ein besonders gutes Angebot gibt es für ältere Menschen, obwohl sie im Verhältnis nur einen geringen Teil der Gesamtbevölkerung Finkenbergs ausmachen. Diese Einrichtung, die sich in den Räumlichkeiten der Kirche befindet, bietet eine Vielzahl von Angeboten, darunter ein Nachmittag mit Kaffee und Kuchen, wobei ausgiebig erzählt werden kann, aber auch Gesellschaftsspiele, wie Bingo oder ähnliches, angeboten werden. Außerdem gibt es Abendveranstaltungen mit Tanzmöglichkeit und der Möglichkeit, sich in alte Zeiten zurückzuversetzen durch das gemeinsame Anschauen alter Filme.

Mit diesen Angeboten werden viele Fertigkeiten (z.B. Gedächtnis-training oder Übungen für die Feinmotorik) der älteren Menschen gefördert, sowie der Einsamkeit entgegen gewirkt.

Obwohl das Angebot ausreichend erscheint, könnte man es z.B. durch gemeinsame Ausflüge erweitern, da diese den älteren Menschen die Möglichkeit bieten würden, die heimischen vier Wände zu verlassen, da diese laut einer Umfrage oftmals Angst haben, alleine etwas zu unternehmen, sich aber in der Gruppe sicherer fühlen würden.

Lobenswert jedoch ist die gute Versorgung in Finkenberg, da sowohl Banken, Supermärkte und Ärzte (z.B. Hautarzt und Internist) in ausreichender Zahl vertreten sind, was den älteren Menschen die Möglichkeit bietet auch ohne Auto ihre Einkäufe selbstständig zu erledigen.

Auch die Anbindung durch die öffentlichen Verkehrsmittel ist gut, da sowohl Busse als auch Straßen- und S- Bahnen durch Finkenberg führen, was sich für ältere Menschen als durchaus hilfreich erweist. Dennoch sollte man den Zugang zu der Einkaufsmeile erleichtern, da diese nur durch eine Wendeltreppe erreichbar ist. Älteren Menschen würden Aufzüge an der S- Bahn, sowie die angehobenen Bordsteine an den Bushaltestellen sehr begrüßen.

   
  Für ältere Menschen eine fast unüberwindliche
Barriere: Treppenaufgang zur Einkaufsmeile1)
 

Laut unserer durchgeführten Umfrage, wird jedoch das kulturelle Angebot bemängelt, da es schwierig ist, die Vielfalt der in Finkenberg vertretenen Kulturen, an der Zahl 76, gleichermaßen zu berücksichtigen. Die älteren Menschen würden sich zwar ein kulturelles Angebot wünschen, welches allerdings aufgrund der Isolation der verschiedenen Kulturen kaum umsetzbar erscheint, da es zu einer Ungleichbehandlung der verschiedenen Kulturen käme, wenn es für manche Kulturen ein Angebot gäbe, für andere aber nicht, was in sich ein großes Konfliktpotenzial birgt, da jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, seine Kultur auszuleben.
Weil dies nicht gewährleistet werden kann, besteht die Gefahr der Vernachlässigung einzelner Kulturen, was in einem geringen Maße mit der Verletzung der Menschenrechte gleichgesetzt werden kann. Es wurde jedoch vorgeschlagen, dass ein regelmäßiger Besuch eines Bücherbusses ein guter Anfang wäre.

Im nördlichen Teil Finkenbergs jedoch hat die Sanierung schon einen kleinen Erfolg erzielt, da die Gebäude ansprechend renoviert wurden und die Hausgemeinschaft gut funktioniert, weil die jüngeren Nachbarn den älteren Bewohnern durchaus hilfreich zu Seite stehen.
 

Eine Befragung eines älteren Ehepaars zu der Situation in Finkenberg:


  


Herr und Frau W., wie wohl fühlen Sie sich in der Umgebung Finkenbergs, wo eine große Anzahl von Jugendlichen lebt?


Herr und Frau W.:
Am Tag ist die Situation in Finkenberg unbedenklich und wir fühlen uns wohl, aber am Abend und bei Dunkelheit vermeiden wir es das Haus zu verlassen, da wir Angst haben überfallen zu werden.

Haben Sie große Angst vor Gewalttaten in Finkenberg?

Herr und Frau W.:
Ja, da schon einige Leute aus dem Haus, die auch in unserem Alter sind, überfallen wurden. Aber wir haben insgesamt Angst vor den Menschen hier und nicht speziell vor Jugendlichen.

Wie finden Sie das Seniorenprogramm? Sollte es vielleicht noch erweitert werden, und wenn ja, um was?

Herr und Frau W.:
Das Seniorenprogramm ist ausreichend und wird auch gerne angenommen. Es gibt eine Einrichtung, die jeder besuchen kann, wo Kaffee, Waffeln und vieles mehr angeboten wird. Es werden auch alte Filme angeschaut und es gibt einen Tanzabend.

Nehmen Sie auch an diesem Programm teil?

Herr und Frau W.:
Nein, vorerst noch nicht, da wir uns noch selber ausreichend beschäftigen können. Später vielleicht mal.

Gibt es etwas Spezielles, was Sie an Finkenberg stört?

Herr und Frau W.:
Ja, vieles ist ungepflegt und sieht sehr dreckig aus. Außerdem sind die Jugendlichen oftmals sehr unhöflich. Aber das liegt auch daran, dass die jungen Leute oft keine Arbeit haben und unzufrieden sind. Die älteren, die hier wohnen, haben alle noch gearbeitet. Den jungen Leuten fehlt einfach eine Perspektive.

Wie finden Sie die Versorgung in Finkenberg mit Ärzten, Supermärkten, Banken etc:?

Herr und Frau W.:
Die Versorgung ist sehr gut, da sowohl Ärzte, ich glaube ein Hautarzt und ein Internist, aber auch Supermärkte und eine Bank vorhanden sind.

Wie finden Sie die Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel?

Herr und Frau W.:
Oh, sehr gut. Hier fahren Busse, die S12 und auch die Linie 7 der Straßenbahn, also die Anbindung durch die öffentlichen Verkehrsmittel kann man nur loben.

Gibt es Ihrer Ansicht nach genügend kulturelle Angebote in Finkenberg?

Herr und Frau W.:
Nein, kulturelle Angebote gibt es kaum, aber durch die vielen Kulturen ist das auch schwierig. Es ist alles in sich isoliert. Man könnte natürlich solche Angebote machen, aber die Annnahme halte ich für fraglich. Schön wäre jedoch ein Bücherbus, der vielleicht einmal in der Woche kommt.

Gibt es Konflikte aufgrund der unterschiedlichen Nationalitäten in Finkenberg? Und wenn ja, haben Sie Vorschläge, wie man diesen Konflikten entgegenwirken könnte?

Herr und Frau W.:
Ja, es gibt viele Konflikte, aber wir vertreten die Ansicht, dass man diese aufgrund der großen Anzahl von Nationalitäten kaum überwinden kann, da auch die soziale Schichtung sehr unterschiedlich ist.

Und jetzt noch eine letzte Frage. Wie würden Sie das Klima zwischen den Bewohnern in einem Haus beschreiben?

Herr und Frau W.:
Bei uns im nördlichen Teil Finkenbergs ist das Klima unter den Hausbewohnern gut und die Hausgemeinschaft funktioniert. Wir werden auch oft von jüngeren Nachbarn gefragt, ob wir Hilfe benötigen, dass das aber in anderen teilen Finkenbergs auch so ist, glauben wir nicht. Finkenberg ist eben nicht immer gleich Finkenberg.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben unsere Fragen zu beantworten.


Das Interview führten: Miriam Meurer und Beatrice Nolte

   

 

   
                 Die Seniorenwohnanlage in Porz-Finkenberg1)  





 




Quellen:

1)  Fotos von © Miriam Meurer und Beatrice Nolte, 2009