Die Porzer Bevölkerung und die belgischen Besatzungskräfte 
 
 

In der Zeit von 1951 bis 2004 bekamen nur ganz wenige Teile der Porzer Bevölkerung etwas von den militärischen Aktivitäten in der Wahner Heide mit. An einigen Wochentagen war Übungsschießen hörbar, belgische Militärfahrzeuge gehörten aber - bis auf Ausnahme der Schulbusse - nur selten ins Tagesbild.
 

   
    Natobahnhof: Links oben das Betriebsgebäude, links unten
die Rampe.
 


Grund hierfür war, dass die Belgier zu ihren Kasernen eigene Zufahrtswege hatten und über einen separaten Bahnzugang verfügten. Hierüber wurden zumindest Teile von Panzertransporten abgewickelt.

 

   
 

Natobahnhof

Gleisanlage    
     
  Ehemaliges Betriebs-
gebäude 
Innenansicht: Ehemaliges
Betriebsgebäude
   
     
  EMP-Schlag sicher:
Vor der Rampe wurden
die Weichen mit der
Hand gestellt   
   


In den ersten Jahren dürften die belgischen Soldaten wie eine "Besatzungsarmee" von der Porzer Bevölkerung empfunden worden sein. Sowohl die Verbotsschilder in der Wahner Heide als auch besondere Verkehrsregelungen garantierten den Belgiern einen bevorzugten Status. Z.B. hatten lange Zeit Kraftfahrzeuge, die das Camp Spich Richtung Linder Mauspfad verließen, grundsätzlich Vorfahrt - eine Regelung, die es in Deutschland für die Ausfahrten aus Kasernen der Bundeswehr nicht gibt.

Der Truppenübungsplatz Wahnheide war aus Sicherheitsgründen zunächst ganz für die Zivilbevölkerung geschlossen. Erst lange Bemühungen der Kommunalpolitiker der Städte und Gemeinden, die an die Wahner Heide angrenzten, führten zu einer Teilöffnung des Landschaftsschutzgebietes an den Wochenenden und an bestimmten Feiertagen.  

 

 

 
  Der Bevölkerung war der Zutritt zur
Wahner Heide
  nur an diesen Tagen
gestattet
 


Die belgischen Soldaten, die mit ihren Familien in Porz stationiert waren, wohnten in kleineren Siedlungen, die über das Stadtgebiet verteilt waren.

Diese Siedlungen bestanden aus Wohnhausreihen:

• im Physikerviertel (Porz, Humboldtstr.)  

• im Ahornweg (Grengel) 

Die Wohnhäuser waren dem allgemeinen Stadtbild angepasst und waren nicht durch besondere Maßnahmen (Absperrungen) von den deutschen Bewohnern separiert.

            
           Diese zwei Wohnblocks in Porz - Grengel wurden von den
                          Belgiern bis ca. 1990 genutzt.
 


Die gesamte Infrastruktur für die belgischen Streitkräfte war so eingerichtet, dass man auf die Infrastruktur in Porz nicht angewiesen war. Dadurch trat eine Separation der Bevölkerungsteile ein, weil den belgischen Mitbewohnern kein Anlass gegeben wurde, über sporadische nachbarliche Kontakte hinaus intensivere Beziehungen zur Porzer Bevölkerung zu entwickeln.

Morgens und abends wurden die Kinder der belgischen Familien mit Schulbussen nach Siegburg und Rösrath zu den sehr entfernt liegenden belgischen Schuleinrichtungen gebracht, sodass nennenswerte Sozialkontakte zu deutschen Jugendlichen nicht entstanden.

Schulbesuch an deutschen Schulen im Porzer Stadtgebiet war eine seltene Ausnahme. Während der Jahre 1968 - 2004 haben z.B. nur ganz wenige Kinder aus belgischen Soldatenfamilien das Maximilian-Kolbe-Gymnasium besucht.

Eine seltene Ausnahme hatte Elke Schell erfahren. Sie durfte als deutsche Schülerin das Athénée Royal in Rösrath besuchen. Dieses Zitat einer ehemaligen belgischen Mitschülerin ist recht aufschlussreich:  « C'est territoire allemand ici chez Elleque. Achtung ! Gefahr ! ».

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Die Belgier kauften in der Regel in eigenen Supermärkten ein, zu denen sie exklusiven Zugang hatten.

Lediglich in Einzelfällen verdienten die Ehefrauen der Soldaten in den Porzer Geschäften als Verkäuferinnen und Kassiererinnen etwas dazu.



1) Satellitenaufnahme von "Google Maps"
    Alle anderen Fotos auf dieser Seite © J. Hindrichs 2009.