Zwangs- und Fremdarbeit in Porz während des II. Weltkrieges
(Übersicht)

 

In der Zeit von 1939-1945 wurden Fremdarbeiterinnen und Fremdarbeiter für Arbeitsplätze in Deutschland angeworben und gezwungen, in den Deutschland zu arbeiten. Hinzukamen die Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren.



Anteil der "Ostarbeiter" an der Anzahl aller Beschäftigten im Gau
Köln-Aachen (C. Fings).1)

Die Arbeitskräfte sollten die männlichen deutschen Arbeitskräfte ersetzen, die 1939 und später als Soldaten an die Front geschickt worden waren.

Man schätzt, dass in dieser Zeit im Rheinland etwa 100.000. Zwangsarbeiter beschäftigt worden sind. Die ersten Zwangsarbeiter, die 1939 nach Porz kamen, waren Polen, Niederländer, Belgier und Franzosen.2)
          
Werbung für die Produktion
kriegswichtiger  Güter auch
in Porz
"Dralowid-Nachrichten" war eine Fachzeitschrift für Rundfunkfreunde      

Entweder lebten die Arbeiter bei den Landwirten, in normalen Haushalten, in fabrikeigenen Barackenlagern oder in Stammlagern.
Weibliche Zwangsarbeiterinnen arbeiteten u.a. als Hausgehilfinnen.
In Kleinbetrieben wurden die Arbeiter eher wie normale Angestellte behandelt, in großen Betrieben wie Gefangene. Meist bekamen die Zwangsarbeiter wenig Geld oder wurden gar nicht entlohnt.

         

 
 

         Zwangsarbeiter auf einem Bauernhof in Porz

 

Es gibt nur wenige Zeitzeugenberichte über die Bedingungen, unter denen die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen leben mussten.  Christel Kramer erzählt über die Einlieferung der Zwangsarbeiter in die Gefangenenlager: Die Arbeiter, die aus Russland und der Ukraine stammten, wurden an ihren Einsatzorten in Deutschland aus den Zügen getrieben, zu Polizeistationen gebracht und dort später von den Betriebsarbeitsleitern abgeholt. Christel Kramer erlebte Misshandlung von Fremdarbeitern: sie wurden oft ohne Grund verprügelt.

Die Zwangsarbeiter lebten zusammengepfercht in Holzbaracken. Ihre Lebensbedingungen waren oft erdenklich schlecht.
Sie bekamen nur Wasser zu den Mahlzeiten. Die Nahrung war häufig verdorben und von Maden befallen. Die hygienischen Verhältnisse waren dürftig.
          

           Christel Kramer 3)


Am 11. April 1945 errichteten amerikanische Truppen in der Wahner Heide das "Camp Wahn", das als Durchgangslager für ca. 15.000 Zwangsarbeiter aus Osteuropa eingerichtet wurde4). Für viele Zwangsarbeiter aus Russland war dies keineswegs ein erster Schritt in die langersehnte Freiheit: Stalin misstraute ihnen und schicke sie in die berüchtigten Gulags. 

Am 11.März 1946 wurde auf den Friedhöfen Porz und Urbach Denkmäler für die Fremdarbeiter und Kriegsgefangenen errichtet, die während des Krieges infolge von Ernährungsmängeln und Krankheiten gestorben und zumeist in Massengräbern beigesetzt worden waren. 

 

Denkmal auf
dem Friedhof
in Porz

Foto:
© J. Hindrichs
2009

                   

Russisch: Ewiges Gedenken unseren Kameraden,
umgebracht in der faschistischen Sklaverei 1941 bis 1945.
Auf Englisch: Mögen unsere Kameraden in Frieden ruhen, die ihr Leben verloren durch das faschistische Regime in den Jahren 1941 bis 1945.
Auf Deutsch: Ewige Ehre für unsere Kameraden, die während deutscher Nazisklaverei gefallen sind. 1941-1945
   
  Denkmal auf
dem Friedhof
in Porz-Urbach

Foto:
© J. Hindrichs
2009      
        
           

 

       Russische Inschrift auf dem Denkmal in Urbach5)  
   
                             Foto: © J. Hindrichs 2009                             


Quellennachweis:

1) Karola Fings, In der Zentrale des Terrors. Disziplinierung und
    Verfolgung von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen durch
    die Kölner Staatspolizeistelle
   
      Die Statistik findet sich in diesem Beitrag.

2) Eine erste Übersicht findet sich hier:
    XII: Kriegsgefangene und Ostarbeiter, HSTAKP
     Fotoabb. der ersten Seite der Quellensammlung
          des ehemaligen Stadtarchivs Porz [jpg]

3) Christel Kramer – »Das waren alles rein menschliche Gesten«,
    in: Unerschrocken und entschlossen, Bergische Frauen zeigen
    Zivilcourage im Nationalsozialismus, Bergisch Gladbach 2002,
    S. 44ff.
    http://www.rbkdirekt.de/downloads/6553/6559/6971/7139/
    Unerschrocken.pdf
     Text zum Download [pdf]

4) Die Geschichte des Militärs in der Wahner Heide, Flughafen Köln
   "Konrad-Adenauer" © Luftwaffe
   http://www.luftwaffe.de
     Text zum Download [pdf]

5) Fritz Bilz, Sowjetisches Mahnmal auf dem Friedhof Porz-Urbach,
    in: Internetpräsenz der Geschichtswerkstatt Köln-Brück, 2005
     Text zum Download [pdf]