Im Namen der "Rassenreinheit" wurden 1937 fast 400
ethnisch und rassisch "gemischte" Kinder
zwangssterilisiert. Die Väter dieser Kinder waren
schwarzafrikanische, arabische und vietnamesische
Angehörige der französischen Kolonialarmee und
gehörten zu den Alliierten Truppen, die das
Rheinland nach dem 1. Weltkrieg besetzt hatten.
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Bild: Jüdisches
Museum, Berlin |
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Da das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
sich nur auf Personen mit spezifischen
"Erbkrankheiten" erstreckte, wurde die Sterilisation
der "Rheinlandbastarde" in einer geheimen, illegalen
Aktion durchgeführt und von der Gestapo koordiniert.
Gesundheitsbeamte und Wissenschaftler wurden von der
Polizei abkommandiert, um Kinder zu finden, die
hinsichtlich ihres rassischen Hintergrundes zu
begutachten und dann in ausgewählte Krankenhäuser zu
überführen. Einige der Kinder wurden in Otmar von
Verschuers Institut für Erbbiologie und
Rassenhygiene in Frankfurt am Main untersucht. Der
Anthropologe Eugen Fischer und vor allem sein
Assistent Wolfgang Abel warne an diesen
Untersuchungen federführend beteiligt.
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Bild: Jüdisches
Museum, Berlin |
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Dieses Lichtbild
wurde um 1936 in Vorlesungen zum Thema
Vererbungslehre an der Staatsakademie für Rassen-
und Gesundheitspflege in Dresden verwendet. Die
Bildunterschrift lautete: "Mulattenkind einer
Deutschen und eines Negers aus den französischen
Garnisonstruppen mit ihren deutschen
Rassenkameradinnen." (Library of Congress,
Washington, D.C.).
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Bild: Jüdisches
Museum, Berlin |
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Abbildungstafeln aus
einem Zeitschriftenartikel von 1937, dessen Autor
Wolfgang Abel sich mit "Mischlingskindern" befasste,
die aus marokkanisch-deutschen und
vietnamesisch-deutschen Beziehungen hervorgegangen
warne. Abel kam zu dem Schluss, dass die sogenannten
Bastarde körperlich und geistig "entartet" seien:
"In der Mischung von europiden mit negriden und
mongoliden Rassen ist die Hauptursache der
ungünstigen Stellung der Rheinlandbastarde innerhalb
unserer Bevölkerung zu suchen." (aus: Zeitschrift
für Morphologie und Anthropologie, 1939,
Universitätsbibliothek Johann Christin Soenckenberg,
Frankfurt a.M.)
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Wolfgang Abel,
”Bastarde am Rhein”, in: Neues Volk. Blätter
des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP,
Leipzig, 2 (1934) |
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Im April 1933 wies
Hermann Göring die Regierungspräsidenten im
Rheinland an, Statistiken über Anzahl und Alter der
von farbigen Besatzungstruppen mit deutschen Frauen
gezeugten Kinder zu erstellen. Auch im
Regierungsbezirk Köln wurden so genannte
„Rheinlandbastarde“ ausgemacht.
Die sog.
"Sonderkommission 3" in der Prinz-Albert-Straße, dem
Sitz der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Berlin,
erhielt den Auftrag, die Sterilisierung aller
Kinder von französischen und amerikanischen
Besatzungssoldaten aus der Zeit der
Rheinlandbesetzung mit deutschen Frauen (den
sogenannten „Rheinlandbastarden“) durchführen zu
lassen.
Die dadurch
eingeleitete Entwicklung endete 1937 mit der
Sterilisation der erfassten Kinder. Auch in Köln,
unter anderem im evangelischen Krankenhaus in Köln-Weyertal, wurden diese Kinder
zwangssterilisiert.
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Das Reichsministerium
des Innern, das zuvor in jahrelanger systematischer
Kleinarbeit und in Zusammenarbeit mit lokalen
Behörden und Wohlfahrtsverbänden wie der Deutschen
Caritas e.V. recherchiert hatte, stellte dazu die
nötigen Unterlagen, die jedes Kind genau erfassten,
zur Verfügung. Nach Abschluss der Aktion, die streng
geheim gehalten wurde, waren mehrere hundert
Jugendliche zwangsweise sterilisiert. Niemand von
ihnen hat bis heute eine Entschädigung erhalten.
Eine Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus
blieb diesen Menschen versagt.
Quellen:
•
Bechhaus-Gerst, Marianne, Afrikanische
Kriegsgefangene und
Besatzungssoldaten in Wahn
•
"Besondere Kennzeichen Neger" - Schwarze im
NS-Staat. Ein
Ausstellungsprojekt des NS-Dokumentationszentrums Köln
•
Huck, Jürgen 1971. Die Garnison. (Unser Porz.
Beiträge zur
Geschichte von Amt und Stadt Porz, Heft
11.). Porz, Rh.: Verlag
des Heimatvereins.
•
Pommerin, Reiner 1979. „Sterilisierung der
Rheinlandbastarde.“
Das Schicksal einer farbigen
deutschen Minderheit. Düsseldorf:
Droste Verlag.