Nach dem ersten Weltkrieg zogen zunächst britische
Besatzungstruppen in die Wahner Heide ein. Im Frühjahr 1919
begann die Errichtung des "Waldlagers" hinter dem
Ziegelfeld. Ein bewachtes Barackenlager mit Platz
für etwa 1.000 Soldaten samt Fahrzeugen und Pferden
entstand. Ab 1920 wurde das Lager von französischen
Truppen, zumeist marokkanischen Kolonialtruppen,
genutzt.
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Waldlager 1919 1) |
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Reste des Waldlagers 2009 1) |
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Und diesmal traten diese als Sieger auf, die Kölner waren auf der Verliererseite. Wie überall
im Rheinland reagierte man mit Entsetzen und
Abscheu.
Rheinlandbesetzung:
„Die schwarze Schmach“
Die Beteiligung
französischer Kolonialtruppen an der Besetzung des
Rheinlandes und dann der des Ruhrgebiets nach dem
Ersten Weltkrieg wurde von Teilen der nationalen
Presse und einigen einflussreichen Vertretern von
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft als bewusste
Demütigung Deutschlands durch den französischen
„Erbfeind“ angegriffen.
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Französische
Kolonialsoldaten bei einer Truppenparade
am 23. April 1919 in Mainz (Bild: Jüd.
Museum, Berlin) |
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Mit kalkulierter Empörung
verwiesen sie auf die „Schmach“ , die dem „deutschen
Kulturvolk“ angetan würde, indem man unzivilisierte
„Wilde“, ausgestattet mit Hoheitsrechten und
militärischer Macht, als Herren über Weiße setzte.
Um die verbündeten Kriegsgegner zu spalten und
Frankreich außenpolitisch zu isolieren, verwiesen
sie grundsätzlich auf die Gefahren, die der
weltweiten Vorherrschaft der „weißen Rasse“ aus
solchem Vorgehen erwüchsen: Der Kolonisierte würde
übermütig und wäre danach nicht länger so leicht zu
lenken.
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Einzug der
Kolonialtruppen (Tirailleurs Sénégalais)
am 3.9.1919, Diez, Wilhelmstrasse.
(Bild: Jüd.
Museum, Berlin) |
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Sehr anschaulich wurde der zeitgenössische
Diskurs in seiner Kölner Ausprägung vorgestellt vom
Major a.D. Plewig, Vorstand der
Schiessplatzverwaltung in Wahn:
"Ein besonderes
Kapitel bildeten die farbigen, besonders schwarzen
Truppen der Franzosen, [...]. Seitens des Volkes mit
angeblich höchster Kultur, wie die Franzosen von
sich immer behaupten, und Kulturkämpfer gegen die
deutschen Barbaren, welche die Weltkultur bedrohten,
war es eine beabsichtigte und bewusste Erniedrigung
des deutschen Volkes, derartige Kulturträger wie
Senegalneger und Zulukaffern, abgesehen von
Marokkanern, die auch nicht besser waren, zu
Bändigungszwecken in das besetzte Gebiet zu legen.
Diese Art Menschen standen auf einem derart
niedrigen sittlichen Standpunkt, der kaum zu
schildern ist."
Er beschreibt die
afrikanischen Wachposten als unberechenbar und
gefährlich. Nicht nur – so behauptete er – legten
sie ihr Gewehr auf jeden Vorbeigehenden an, sondern
"[...] stießen
hierbei Hundegebell ähnliche Laute aus, die
keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner Sprache
besaßen und die niemand verstehen noch auslegen
konnte. [...] Eine Verständigung mit diesen Leuten
war unmöglich, da sie außer ihrer Gurgellaute keine
Sprache beherrschten bzw. verstanden."
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Aus:
Siimplicissimus, 5.2.1923:
• 78 Fälle von Mord und Totschlag
• 65 Misshandlungen und Überfälle
• 170 Sittlichkeitsdelikte |
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Ausführlich berichtet Plewig über das als besonders
„schändlich“ empfundene und in der gesamten
Öffentlichkeit diskutierte Verhalten der
afrikanischen Soldaten gegenüber deutschen Frauen.
Vergewaltigungen seien mehrfach vorgekommen,
berichtet er; diese seien aber aus Schamgefühl meist
nicht angezeigt worden. Schließlich richteten die
Franzosen ein Bordell mit afrikanischen Frauen auf
dem Gelände ein. Dass das Verhältnis zwischen
afrikanischen Soldaten und deutschen Frauen in der
Realität keineswegs durch Gewalt bestimmt war, wird
an anderer Stelle deutlich:
"Ebenso oder noch
beschämender (als die Einrichtung des Bordells) war
aber der Umstand, dass an Sonntagen scharenweise
Mädchen, zum Teil in Begleitung der Eltern, mit der
Eisenbahn aus Grevenbroich und Umgebung, wo die
Schwarzen wohl vorher in Quartier gelegen haben, auf
dem Schiessplatz zu Besuch ihrer schwarzen Verehrer
erschienen. Man konnte sogar Schwarze mit den
Mädchen am Arm den Mauspfad entlang spazieren sehen.
Im Allgemeinen ein ganz herrlicher,
völkerversöhnender Anblick, nur nicht für jeden."
In einer späteren
Auflistung von Vorfällen mit Besatzungssoldaten als
Verursachern wird von Plewig nur eine einzige
Vergewaltigung durch einen afrikanischen Soldaten
aufgeführt. Man kann annehmen, dass er sich mit
seinen eingangs zitierten Behauptungen mehrfacher
sexueller Übergriffe dem allgemeinen Wehklagen
seiner Zeitgenossen anpasste. Die Wirklichkeit aber,
wie sie aus dem letzten Abschnitt vielleicht
ungewollt hervortritt, sah völlig anders aus.
Bekannt ist, dass eine ganze Reihe Beziehungen
zwischen deutschen Frauen und afrikanischen Soldaten
entstanden und dass aus diesen Beziehungen Kinder
hervorgingen.
Quellen:
1) Die Bilder sind der Internetpräsenz "Lost
Sites" von Christoph
Kämper entnommen. Wir danken Herrn
Kämper für die
Überlassung der Nutzungsrechte.
Literatur:
•
Bechhaus-Gerst, Marianne, Afrikanische
Kriegsgefangene und
Besatzungssoldaten in Wahn
•
"Besondere Kennzeichen Neger" - Schwarze im
NS-Staat. Ein
Ausstellungsprojekt des NS-Dokumentationszentrums Köln
• Stadtarchiv Porz, E 510-515, Plewig/5, Bl. 45-47.