Afrikanische Besatzungssoldaten in Porz (1920 - 1926)

Nach dem ersten Weltkrieg zogen zunächst britische Besatzungstruppen in die Wahner Heide ein. Im Frühjahr 1919 begann die Errichtung des "Waldlagers" hinter dem Ziegelfeld. Ein bewachtes Barackenlager mit Platz für etwa 1.000 Soldaten samt Fahrzeugen und Pferden entstand. Ab 1920 wurde das Lager von französischen Truppen, zumeist marokkanischen Kolonialtruppen, genutzt.
 
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Waldlager 1919 1)

 
 

 
 

Reste des Waldlagers 2009 1)

 


Und diesmal traten diese als Sieger auf, die Kölner waren auf der Verliererseite. Wie überall im Rheinland reagierte man mit Entsetzen und Abscheu.
 

Rheinlandbesetzung: „Die schwarze Schmach“

Die Beteiligung französischer Kolonialtruppen an der Besetzung des Rheinlandes und dann der des Ruhrgebiets nach dem Ersten Weltkrieg wurde von Teilen der nationalen Presse und einigen einflussreichen Vertretern von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft als bewusste Demütigung Deutschlands durch den französischen „Erbfeind“ angegriffen.

 

    

 
 

Französische Kolonialsoldaten bei einer Truppenparade
am 23. April 1919 in Mainz (Bild: Jüd. Museum, Berlin)

 

Mit kalkulierter Empörung verwiesen sie auf die „Schmach“ , die dem „deutschen Kulturvolk“ angetan würde, indem man unzivilisierte „Wilde“, ausgestattet mit Hoheitsrechten und militärischer Macht, als Herren über Weiße setzte. Um die verbündeten Kriegsgegner zu spalten und Frankreich außenpolitisch zu isolieren, verwiesen sie grundsätzlich auf die Gefahren, die der weltweiten Vorherrschaft der „weißen Rasse“ aus solchem Vorgehen erwüchsen: Der Kolonisierte würde übermütig und wäre danach nicht länger so leicht zu lenken.

 

          

 
 

Einzug der Kolonialtruppen (Tirailleurs Sénégalais) am
3.9.1919, Diez, Wilhelmstrasse. (Bild: Jüd. Museum, Berlin)

 



Sehr anschaulich wurde der zeitgenössische Diskurs in seiner Kölner Ausprägung vorgestellt vom Major a.D. Plewig, Vorstand der Schiessplatzverwaltung in Wahn:

"Ein besonderes Kapitel bildeten die farbigen, besonders schwarzen Truppen der Franzosen, [...]. Seitens des Volkes mit angeblich höchster Kultur, wie die Franzosen von sich immer behaupten, und Kulturkämpfer gegen die deutschen Barbaren, welche die Weltkultur bedrohten, war es eine beabsichtigte und bewusste Erniedrigung des deutschen Volkes, derartige Kulturträger wie Senegalneger und Zulukaffern, abgesehen von Marokkanern, die auch nicht besser waren, zu Bändigungszwecken in das besetzte Gebiet zu legen. Diese Art Menschen standen auf einem derart niedrigen sittlichen Standpunkt, der kaum zu schildern ist."

 

         

 

Er beschreibt die afrikanischen Wachposten als unberechenbar und gefährlich. Nicht nur – so behauptete er – legten sie ihr Gewehr auf jeden Vorbeigehenden an, sondern

"[...] stießen hierbei Hundegebell ähnliche Laute aus, die keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner Sprache besaßen und die niemand verstehen noch auslegen konnte. [...] Eine Verständigung mit diesen Leuten war unmöglich, da sie außer ihrer Gurgellaute keine Sprache beherrschten bzw. verstanden."

 

 
  Aus: Siimplicissimus, 5.2.1923:
• 78 Fälle von Mord und Totschlag
• 65 Misshandlungen und Überfälle
• 170 Sittlichkeitsdelikte
 

Ausführlich berichtet Plewig über das als besonders „schändlich“ empfundene und in der gesamten Öffentlichkeit diskutierte Verhalten der afrikanischen Soldaten gegenüber deutschen Frauen. Vergewaltigungen seien mehrfach vorgekommen, berichtet er; diese seien aber aus Schamgefühl meist nicht angezeigt worden. Schließlich richteten die Franzosen ein Bordell mit afrikanischen Frauen auf dem Gelände ein. Dass das Verhältnis zwischen afrikanischen Soldaten und deutschen Frauen in der Realität keineswegs durch Gewalt bestimmt war, wird an anderer Stelle deutlich:

"Ebenso oder noch beschämender (als die Einrichtung des Bordells) war aber der Umstand, dass an Sonntagen scharenweise Mädchen, zum Teil in Begleitung der Eltern, mit der Eisenbahn aus Grevenbroich und Umgebung, wo die Schwarzen wohl vorher in Quartier gelegen haben, auf dem Schiessplatz zu Besuch ihrer schwarzen Verehrer erschienen. Man konnte sogar Schwarze mit den Mädchen am Arm den Mauspfad entlang spazieren sehen. Im Allgemeinen ein ganz herrlicher, völkerversöhnender Anblick, nur nicht für jeden."

In einer späteren Auflistung von Vorfällen mit Besatzungssoldaten als Verursachern wird von Plewig nur eine einzige Vergewaltigung durch einen afrikanischen Soldaten aufgeführt. Man kann annehmen, dass er sich mit seinen eingangs zitierten Behauptungen mehrfacher sexueller Übergriffe dem allgemeinen Wehklagen seiner Zeitgenossen anpasste. Die Wirklichkeit aber, wie sie aus dem letzten Abschnitt vielleicht ungewollt hervortritt, sah völlig anders aus. Bekannt ist, dass eine ganze Reihe Beziehungen zwischen deutschen Frauen und afrikanischen Soldaten entstanden und dass aus diesen Beziehungen Kinder hervorgingen.
 

Quellen:

 1) Die Bilder sind der Internetpräsenz "Lost Sites" von Christoph
     Kämper entnommen. Wir danken Herrn Kämper für die
     Überlassung der Nutzungsrechte.

Literatur:

Bechhaus-Gerst, Marianne, Afrikanische Kriegsgefangene und
   Besatzungssoldaten in Wahn

"Besondere Kennzeichen Neger" - Schwarze im NS-Staat. Ein
   Ausstellungsprojekt des NS-Dokumentationszentrums Köln

• Stadtarchiv Porz, E 510-515, Plewig/5, Bl. 45-47.