Afrikanische Kriegsgefangene in
Porz (1914 - 1918)
Nach den ersten Kämpfen
an der Westfront im Ersten Weltkrieg wurden
Kriegsgefangene bereits 1914 in den Porzer Raum –
genauer in die Wahner Heide – gebracht.
Am 20. Oktober 1914 sind schon mehr als 4.000
Gefangene verzeichnet, knapp anderthalb Jahre später
sind es 50.000; darunter befanden sich französische
Kolonialsoldaten, so genannte Tirailleurs, aus
Nordafrika, aber auch aus dem Senegal. Zunächst
wurden die Gefangenen in Baracken des alten
Militärlagers sowie in Zelten untergebracht.
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1915/16 wurde das Kriegsgefangenenlager neu
errichtet. Die 76 Baracken bestanden aus
Holzfachwerk mit Bretterverkleidung und Pappdach.
Die Unterkünfte im neu erbauten Lager waren nach
Nationen und auch nach „Rassen“ getrennt.
Die
„exotischen“ Gefangenen zogen natürlich die
öffentliche Aufmerksamkeit auf sich; Fotos
entstanden, die als Postkarten verkauft und
verschickt wurden. Man konnte sich dieser
Faszination durchaus hingeben, solange man auf der
vermeintlichen Siegerseite stand. 1917 wurde das
Kriegsgefangenenlager von der Wahner Heide nach
Limburg an der Lahn verlegt.
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Für
die deutsche Propaganda war der Einsatz farbiger
Kolonialtruppen auf Seiten der Kriegsgegner
mitten in Europa ein verhängnisvoller Tabubruch,
weil damit der „häusliche“ Streit zwischen den
weißen „Brudervölkern“ von abhängigen
Kolonialvölkern entschieden würde. Sie wurde
nicht müde zu wiederholen, dass Frankreich damit
– bloß um die Deutschen niederzuwerfen und zu
demütigen – überall in Europa der Barbarei Tür
und Tor geöffnet hätte. |
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Karrikatur von
Arthur Johnson [Aus: Kladderadatsch 1916] |
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„Schwarze
lernen, wie man auf Weiße
schießt“
Um Frankreich
außenpolitisch zu
schaden, stellten deutsche
Propagandisten den Einsatz
französischer Kolonialtruppen schon
während des Ersten Weltkriegs als
Frankreichs „Sünde“ gegen die
gesamte „weiße Rasse“ dar, weil die
Farbigen auf dem Schlachtfeld
erkennen müssten, wie zerstritten
ihre weißen Herren und wie
verwundbar sie waren. Der Respekt
vor dem weißen Kolonisator (nicht
nur allein vor dem Deutschen) würde
dadurch verschwinden und „Übermut“
sei die Folge. |
“Schwarze französische Soldaten lernen, wie man
mit Kanonen auf Weiße schießt.” [Aus:
Illustrierter Beobachter, Sondernummer
“Frankreichs Schuld” (April 1940).] |
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Quellen:
•
Bechhaus-Gerst, Marianne, Afrikanische
Kriegsgefangene und
Besatzungssoldaten in Wahn
•
"Besondere Kennzeichen Neger" - Schwarze im
NS-Staat. Ein
Ausstellungsprojekt des NS-Dokumentationszentrums Köln